Alles so schön bunt hier…

2020
Erwachen 2020 50×60 cm
Marker auf Leinwand, Pastellkreide

Mein erstes Bild dieses Jahres «Erwachen» malte ich beinahe ohne Farbe, nur schwarzer Marker auf Leinwand und etwas Pastell.
Grund dafür war meine eigene Weltsicht und die Pandemie, Hoffnungslosigkeit nahm meiner Welt die Farbenfreude. Neun Monate hing das Bild jetzt an meiner Wand, bis bis mir klar wurde, dass es es so nicht in diese Welt passt. Wie die täglichen News musste es schrill und bunt werden, nein nicht fröhlich und schön, nein aggressiv, schrill und laut sollte es sein. Wie damals 1978, im Song «Ich glotz TV» von Nina Hagen fiel mir ein.
Knallig satte, ungemischte Lasurfarben verliehen dem Chaos den Zeitgeist dieser infizierten Welt, paradox, kontrovers und erschreckend kompromisslos.

Mutter Erde

Die Erde als existenzielle Basis aller Lebensformen ist eine unbestrittene Realität. Obwohl sich diese Tatsache eigentlich jedem durchschnittlich entwickelten Verstand erschliesst, sprechen die täglichen News eher dafür, dass sich die Menschheit in ihrer Technik-Fixierung zunehmend von den Grundlagen des Lebens entfernt. 
Da wird im Rahmen der Klimaproblematik ernsthaft erforscht, wie man  das, durch Verbrennung fossiler Brennstoffe, welche man zuvor mit viel Technik tief aus der Erde holte, zuviel in die Luft geblasene Kohlendioxid, der Atmosphäre mit technischen Mitteln wieder entziehen könnte, um es wiederum mit viel technischem Aufwand, zur Endlagerung tief unter die Erdoberfläche zu bringen.
Viel zu kompliziert dieser Satz werden Sie jetzt denken, aber halt zeigt er nicht wunderbar, wie weit wir uns im Vertrauen auf technische Lösungen verrennen?
Wäre es nicht wesentlich effizienter, die Energie welche die Sonne unablässig zu Mutter Erde sendet, mit vernünftiger Technik zu nutzen?

Skulptur, Foto, Text (C) Rolf Trösch

Das grosse Vergessen

Es ist ja schon unglaublich welche Mengen an Bildern man im Laufe eines Fotografenlebens sammelt. Nun dank digitaler Aufzeichnung fällt das ja heute wenigstens physisch nicht mehr ins Gewicht. Ich werde aber nie vergessen, wie ich noch in den 90er Jahren in einer Berner Gasse erschüttert zuschaute, wie man das Lebenswerk eines verstorbenen Fotografen, in Form von Glasplattennegativen, kistenweise in einen Schuttcontainer kippte.
Nun veränderte Wohnverhältnisse machten es jetzt für mich unumgänglich, mein analoges Bildarchiv zu reduzieren. Hat jemand eine Vorstellung, wieviel Platz runde vierzehntausend Kleinbild und Mittelformat Diapositive beanspruchen? Unter uns, in Sammeltaschen zu zwanzig Stück geordnet in Ringordnern, belegen sie rund fünf Meter Bücherregal. Dazu kamen noch etwa dasselbe Volumen an Schwarzweiss Negativstreifen mit Kontaktabzügen.
Wohin damit, stellte sich die Frage, klar man könnte alles scannen und digitalisieren, aber Leute dazu würde nochmals soviel Zeit vergehen wie es dauerte die Pracht zu knipsen. Ich habe mich für die Methode «schnelles Sichten, zur Rettung der wenigen Juwelen, der Rest wird Kehricht entschlossen».
Ich will ja schliesslich auch weiterhin, die besten Momente des Lebens für die Ewigkeit festhalten.  (Selbstironie off)

Bild&Text Rolf Trösch

Ein Stück Arvenholz

Mein Freund Toni hat mir zwei Stücke Arvenholz zum beschnitzen geschenkt. Nun Arve oder Zirbe wie sie in Deutschland und Österreich heisst,  ist ein besonderer Baum, die beruhigende Wirkungen ihres Holzes, auf unser vegetatives Nervensystem ist anerkannt.

Wenn ich jetzt an meinem Stück arbeite verbreitet sich ein wunderbarer Duft, in meiner Seele zieht Ruhe und Frieden ein. So arbeite ich heraus was im Holz verborgen ist, es wird Mutter Erde sein.

die Last der Welt

Kennt Ihr diese Gefühl auch, keine News mehr lesen oder hören zu wollen. Virus Pandemie, Regierungsgewalt gegen demonstrierende Bürger, Oelpest verseucht paradiesische Strände, Flächenbrände zerstören die Urwälder, Klimaerwärmung bringt Hitzerekorde, Wettrüsten erreicht das Weltall. Egoismus und Lethargie machen sich breit.
Die Welt ist schwer geworden in diesen Tagen, es wird Zeit sich an die Liebe und das Vertrauen des Kindes in uns zu erinnern.

Rolf Trösch 2020